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Samstag, 4. Juni 2011

Reifnitz hautnah!

Halbnackte Frauen, grölende GTI-Fans und das Niveau so tief gelegt wie die Fahrzeuge. Was soll ein absoluter Tuning-Abstinenzler und Verweigerer der sogenannten "Auto News" von dem Boliden-Treffen am idyllischen Wörthersee halten?
Durch Medienberichte zimmert man sich als solcher ja ein eher negatives Bild der Veranstaltung. Grund genug die Vorurteile über Bord zu werfen und einen genaueren Blick unter die Motorhaube des GTI-Treffens zu wagen. Das funktioniert natürlich nur wenn man live dabei ist – also auf nach Reifnitz!

Familienfest

Freitagvormittag 11 Uhr: Erstaunt ob der riesigen Menschenmenge. Es herrscht Gedränge, tausende Menschen wälzen sich auf den Straßen zwischen den, im Zeitlupentempo fahrenden, Autos vorbei und trotzdem funktioniert der Ablauf reibungslos. Keine Ausschreitungen, keine grölenden Gruppen betrunkner Spätpubertärer– zumindest noch nicht um diese Uhrzeit.

Vielmehr gemächlich schlendernde Pärchen, zahlreiche mit Kinderwagen und Hund. An den offiziellen Ständen von VW werden die neuesten Modelle präsentiert und die Besucher lauschen gespannt den Worten der VW-Mitarbeiter. Die PS-Zahl und der Spritverbrauch interessieren mehr als die halbnackten Hostessen daneben. Apropos: Solariumgebräunte Körper, wasserstoffgebleichtes Haar, Nabelpiercings, hohe Hacken, enge Hotpants und tiefe Dekolletes. Frauen ganz klischeehaft als hübsches Beiwerk zum getunten Auto? Die Promo-Girls und Hostessen machen ihren Job äußerst professionell und mit dem nötigen Körpereinsatz.

Schön und Schlau?

"Normale" Besucherinnen sind aber mehr als nur das Anhängsel eines GTI-besessenen Begleiters. Anita (20) aus Salzburg besitzt selbst einen GTI: "Seit einem Jahr fahre ich einen Einser Golf und bastle selbst gerne daran herum. Mein Freund ist zwar mit mir gekommen, er bevorzugt aber eine andere Automarke". Auch die hübsche Innsbruckerin Iris (21), in engem Top und kurzen Hotpants, nimmt die Autos ganz genau unter die Lupe: "Ich wollte immer Mechanikerin werden, habe dann leider einen anderen Beruf ergriffen. Hierher komme vor allem wegen der Autos, ich kenne mich auch sehr gut damit aus". Heuer ist sie erstmals figurbetont gekleidet. "In den vergangenen Jahren habe ich mich bewusst konservativ angezogen um ernst genommen zu werden und nicht in einen Topf mit den anderen Tussis geworfen zu landen, die von Autos nichts verstehen aber sich auf der Motorhaube räkeln". Diesmal möchte sie beweisen, dass Frauen sexy aussehen und trotzdem technisch versierte Autofreaks sein können.

Staunen ist für GTI-Treffen-Novizen auch angesichts der kreativen und detailverliebten Wagen angesagt. Von Jägermeister-Autos bis hin zu Burberry-Modellen, matt lackiert oder rosarot-glänzend rollen die skurillen Wagen durch Reifnitz. Ungläubig schüttelt man den Kopf angesichts des zeitlichen und finanziellen Aufwandes, der für diese Autos betrieben wird. International ist das Treffen übrigens auch. Mit Leuten aus allen Herren Ländern kommt man hier ganz leicht ins Gespräch.

Nur nicht zu ernst nehmen

Fazit: Betrachtet man das GTI-Treffen mit einem Augenzwinkern und nimmt die Sache nicht allzu ernst, dann lohnt sich ein Abstecher nach Reifnitz, auch wenn man mit GTIs und der Tuningszene ansonsten gar nichts am Hut hat. Bestens organisiert und ausreichend Sicherheitspersonal sei Dank, braucht man sich im offiziellen Bereich des Treffens auch keine Sorgen um Ausschreitungen zu machen.

Quelle: Kleine Zeitung

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